Genaueres zum Canon alla Duodecima
aus "Die Kunst der Fuge",
BWV 1080

Diesem Kanon ist die Besonderheit zu eigen, dass Bach diesen "in contrapunto alla Quinta" komponiert hat. Das bedeutet, der Sopran kann auch eine Quinte tiefer als in Takt 9 notiert zum Bass erklingen. Die erste Stimme (der Bass) kann sich also sowohl eine Duodezime (Oktave + Quinte) als auch eine Oktave (Duodezime minus Quinte) höher selbst kontrapunktieren.

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Einsatzabstand zwischen den beiden Stimmen sind acht Takte.
Von Takt 1 bis 33 ist dieser Kanon "alla Duodecima", von Takt 34 bis 67 "alla Ottava", wobei die Stimmen ihre Rollen tauschen (im Doudezim-Teil führt der Bass, im Oktav-Teil der Sopran). In der Analysegrafik wird dies verdeutlicht, indem die Ausgangslage (und deren Oktavierung) ROT und die Duodecimlage GRÜN dargestellt werden.

Die BLAU hinterlegten Noten sind zwar nicht Bestandteil des Kanons (also "freie" Töne), aber Bestandteil des Kontrapunktes in der Quinte. Sie tauchen an den Stellen auf, wo ein Durchlauf vollendet ist, damit die imitierende Stimme nicht die durch den Einsatzabstand des Beginns bedingten acht Takte alleine klingen muss.
Die Tonhöhen von farbig gleich hinterlegten Noten entsprechen sich.
Die blassrot bzw. blassgrün hinterlegten Noten gehören zu den jeweils blauen "freien" Tönen, sind aber nicht jedes Mal in der gleichen Tonlage, sondern das zweite Mal eine Duodezime höher ("in contrapunto alla Quinta"). Das liegt daran, dass an diesen Stellen die führende Kanonstimme wieder eintritt und direkt davor unterschiedlich lange Übergänge sind (nicht farbig hinterlegte Noten).

Der zweite Übergang ist länger gestaltet, da hier die Wiederholung des gesamten Kanons beginnt und aus diesem Grunde eine stärkere Gliederung nötig ist.
Nachdem der ganze Kanon einmal wiederholt wurde, erklingt in den letzten drei Takten der Schluss ("Finale") als eine Art Coda.

Bach hat nicht nur die Kanonstimme notiert, sondern auch die imitierende Stimme. Das liegt erstens an den Übergängen, die ja nicht zum eigentlichen Kanon gehören und zweitens daran, dass die imitierende Stimme manchmal nicht real, sondern tonal kanoniert.

(Hier kann diese Analyse als PDF heruntergeladen werden.)