Bei einer Vorausnahme (auch: Antizipation) erklingt in einer Stimme ein Akkordton der folgenden Harmonie noch vor dem Harmoniewechsel. Dieser vorweggenommene Akkordton ist dem Ausgangsakkord harmoniefremd und daher dissonant.

Eine Vorausnahme erfolgt immer auf leichter Taktzeit.

Der Antizipationston wird in der Stimme gesetzt, die diesen Ton beim Erreichen der neuen Harmonie sowieso inne hat. Aus klanglichen Gründen geschieht dies meistens im Sopran.

Im folgende Beispiel wird, während die Dominante erklingt, der Grundton der Tonika antizipiert (= vorweggenommen):

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Etwas weniger dissonant ist die Antizipation des Terztons der Tonika:

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Oder:

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Es können auch mehrere Töne gleichzeitig antizipiert werden. Im nächsten Beispiel sind dies Grund- (im Sopran) und Terzton (im Tenor) der Tonika:

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Würde bei dem zu Grunde liegenden Beispiel der Quintton der Tonika vorweggenommen, handelte es sich nicht um eine Vorausnahme, da dieser Ton auch Bestandteil (Grundton) des Ausgangsakkordes ( D ) wäre und damit nicht harmoniefremd.